#StarkeFrauenStarkeWirtschaft
Als ich das erste Mal von diesem Hashtag hörte, dachte ich, Zeit wird es. Zeit, dass sich etwas ändert. Zeit, dass sich die Frauen ihrer Stärke und ihres Könnens bewußt werden. Zeit, dass Frauen sich als Vorbild auch im wirtschaftlichen Kontext begreifen. Zeit, dass sich die Gesellschaft dafür öffnet, was wir Frauen alles können und auch wollen.
Vor inzwischen zwei Jahren durfte ich an einer von der damaligen Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries initiierten Veranstaltung in Berlin teilnehmen. Auch damals ging es schon darum, welche Bedingungen nötig sind, damit mehr Frauen ihre gute Ausbildung in der Wirtschaft nutzen.
Nun war ich wieder in Berlin und habe an der wieder vom BMWi organisierten Veranstaltung „Gründe dein Unternehmen“ unter dem oben genannten Hashtag teilgenommen. Hat sich in den vergangenen zwei Jahren etwas verändert? Sind die Rahmenbedingungen besser geworden? Sehr oft wird in den Medien über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesprochen. Das ist gut so!
Mir persönlich geht die Denkrichtung aber nicht weit genug. In der Regel werden unter diesem Punkt nur die Angebote der Unternehmen verstanden. Solche Dinge wie zum Beispiel
- flexible Arbeitszeiten,
- Möglichkeit von Homeoffice
- Teilzeitarbeit.
Gesellschaftliche Anerkennung
Nicht, dass ich falsch verstanden werde, das ist alles notwendig. Es geht mir einfach nicht weit genug. Was vor allem geändert werden muss, ist die gesellschaftliche Stellung der Frau. Ja, auch noch im Jahre 2019 und in Deutschland!
Wie gesellschaftlich anerkannt sind denn unsere wirtschaftlich erfolgreichen Frauen? Wie sieht es in der kleinsten gesellschaftlichen Einheit, der Familie, aus? Oder im Freundeskreis? Wieviel Unterstützung kommt denn von dieser Seite?
Ich hatte immer das Glück, genau diese Unterstützung zu erhalten und konnte so bereits zweimal erfolgreich ein Unternehmen gründen. Aber sehr häufig erlebe ich auch das Gegenteil. Der Mann ist wirtschaftlich erfolgreich und die Frau kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Wenn beiden dieses Lebensmodell gefällt, dann spricht natürlich nichts dagegen. Aber ich für meinen Teil finde es viel besser, wenn sich die Lebenspartner (natürlich nicht nur auf die klassische Mann/Frau-Beziehung beschränkt) diese Arbeiten aufteilen.
Absprachen treffen und einhalten
Warum nicht, wie im Unternehmen auch, absprechen, wer was überwiegend macht? Wer kocht, wer kümmert sich um die Wäsche, wie und wann wird geputzt? Zu diesen Punkten klare Regeln aufzustellen und Absprachen zu treffen hilft, Freiräume für alle zu schaffen und Streß zu reduzieren. Wenn man erst einmal klärt, welche Aufgaben überhaupt erledigt werden müssen, dann wird auch klar, wieviel Arbeit ein Haushalt so macht. Diese Arbeiten können viel wertschätzender betrachtet werden.
Und erst dann, kann die Frau wirklich daran gehen, zu überlegen, welchen wirtschaftlichen Beitrag sie leisten möchte. In meiner kleinen Familie stand nie die Frage im Raum, OB ich arbeiten gehe. Ich wollte es einfach und wir haben es in den vergangenen mehr als 30 Jahren immer wieder geschafft, unseren Haushalt neu zu erfinden. Wechselnde Aufgabenbereiche, die sich auch aus den äußeren Gegebenheiten abgeleitet haben. Wir können beide alle Arbeiten im Haushalt erledigen (mit unterschiedlichem
Können und unterschiedlicher Motivation natürlich). Aber je nach familiärer und beruflicher Situation haben zum Beispiel mal mein Mann und mal ich überwiegend gekocht.
Und auch hier wieder der Vergleich zum Unternehmen: Macht dort jemand seine Arbeit noch genau so wie vor 20 Jahren? Oder haben sich die Aufgabenbereiche vielleicht verändert? Sind Aufgaben hinzugekommen oder weggefallen?
Wenn wir diese „Hürde“ überwunden haben, dass die häuslichen Aufgaben gerecht zwischen den Lebenspartnern „aufgeteilt“ werden, dann sind die in den Medien viel diskutierten Hilfestellungen richtig und wichtig.
Netzwerke aufbauen
Ein zweiter Punkt, der mir in den letzten Jahren immer wieder bewußt wurde, ist, dass Männer sich im Business besser unterstützen als wir Frauen das häufig tun. Netzwerken, Hilfe anbieten und irgendwann auch Hilfe annehmen. Das fällt Frauen, so zumindest meine Beobachtung, oft schwerer. Wir haben, warum auch immer (die Beantwortung dieser Frage ist wahrscheinlich ein Buch wert), immer noch zu oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Männer machen manchmal einfach. Das steht uns auch gut zu Gesicht und wir sollten öfter auch „einfach machen“. Auch wenn es nicht perfekt ist, auch wenn wir scheitern könnten, auch wenn das Umfeld kritisch darauf reagiert. Probiert euch aus, meine Damen! Was kann schon schlimmes passieren? Scheitern und hinfallen? Ja, natürlich! Aber dann wisst ihr, was nicht funktioniert hat. Dann heißt es aus den Fehlern lernen und neu anfangen. Und dann tauscht euch aus! Vernetzt euch! Die Fehler, die ihr gemacht habt, müssen andere ja nicht unbedingt wiederholen.