Ein anstrengendes und verrücktes Jahr liegt hinter uns allen. Unser Leben auf der Überholspur wurde ausgebremst, selbstverständliche Dinge wie ein Urlaub, selbst der Besuch der Familie oder von Freunden waren plötzlich nicht mehr möglich. Seit über einem Jahr schwebt eine bedrohliche Wolke der Angst über uns und rieselt beständig auf uns nieder. Körperliche Nähe wurde zu einer potenziell todbringenden Waffe. Es galt nun als sozial, wer sich von anderen fern hielt und sich maskierte, zum Schutze seiner Mitmenschen. Arbeitsstätten wurden geschlossen und der Ruf nach Arbeit vom heimischen Küchentisch wurde laut. Plötzlich war das möglich, was vorher von vielen Unternehmen als nicht machbar tituliert wurde. Konferenzen, für die sonst weit gereist wurde, konnten digital stattfinden. Mit vernünftiger digitaler Infrastruktur konnten auch Dokumente von zu Hause aus übermittelt und ausgetauscht werden. Doch viele haben dabei auch gemerkt, dass diese Umstellung nicht nur Vorteile mit sich bringt. Vielen fehlte der menschliche, direkte Kontakt zu den Mitmenschen. Und immer mehr Menschen wurde schmerzlich bewusst, dass in Deutschland ein Unternehmen mehr wert zu sein scheint, als Privatpersonen oder Familien.
Bei all den Umstellungen, sowohl beruflich, als auch privat, verlieren wir uns immer mehr in eine digitale Welt. Sie hat uns mit dem Internet und neuer Technik viele Vorteile gebracht: wir können zu jeder Zeit jegliche Information abrufen, weltweit kommunizieren, uns über lustige Bildchen amüsieren und ständig Filme oder Serien streamen. Doch diese Medaille hat auch eine Kehrseite. Die digitale Welt hat nicht mehr viel mit der Welt zu tun, in der wir tatsächlich leben. Schnell, schrill, bunt, flackernd umgarnt uns dieser virtuelle Kosmos und saugt einen immer tiefer in ihren Bann, alt und jung gleichermaßen.
Je tiefer wir dort eintauchen, desto mehr verlieren wir den Bezug zu uns selbst. Es fällt uns immer schwerer unsere Talente, Bedürfnisse und inneren Wünsche zu erkennen. Stattdessen geben uns Reklamen auf Plattformen, in Videos oder in Anzeigen zu verstehen, wir seien nicht genug und müssen uns immer weiter verändern, um erfolgreich und glücklich zu werden. Die Bilder der Werbung verfolgen uns auf Schritt und Tritt, auf der Straße, im Bahnhof, an der Supermarktkasse, im Handy und in Zeitschriften. Dabei ist es gar nicht so lange her, dass uns Werbung hauptsächlich genervt hat, man sie ertragen hat oder schnell den Kanal bzw. Sender gewechselt hat. Im aktuellen Zeitalter der „Influencer“ sehen sich die Menschen freiwillig stundenlang Werbeblöcke an. Figuren aus Werbespots sind plötzlich Vorbilder geworden und laden zur Nachahmung ein.
Auf ihrem propagierten Weg zum Glück sollen wir natürlich ihre Produkte kaufen oder beispielsweise die Kurse buchen, in denen wir lernen in kürzester Zeit zum Millionär zu werden. Die (Auf)Lösung für all die schlechten Gefühle in uns scheint nur einen Klick oder einen weiteren Einkauf entfernt. Algorithmen sollen uns analysieren, jeder Klick wird registriert und bewertet, jedes Signal erlaubt Rückschlüsse auf den Nutzer. Das System wird darauf programmiert, den Nutzern nur das zu liefern, was sie vermeintlich haben wollen und eine künstliche Notwendigkeit wird kreiert. Durch die mittlerweile aufklappenden Cookie-Einstellungen kann leicht eingesehen werden, wie viele Seiten unser Verhalten tatsächlich ausspionieren und auf der Grundlage unseres Nutzungsverhaltens Werbung auf uns zuschneiden. Doch auf das eigentliche und persönliche Glück, abseits vom Konsum und von erkauften Glücksgefühlen, wird sehr wenig wert gelegt.
In den letzten Jahren hat immer mehr Technik Einzug in den Kinderzimmern gehalten. Auch sie werden durch die Algorithmen in den Apps, Konsolen und in den „sozialen“ Plattformen pausenlos durchleuchtet und geprüft, ob wir wollen oder nicht. Schon jetzt ist es sehr schwierig sich dem Einfluss der großen Konzerne zu entziehen, sich nicht in ihrem feinen Spinnennetz zu verfangen. Wer nicht online ist, verliert den Kontakt zu seinen Freunden, so scheint es. Wir muten uns als Gesellschaft immer mehr zu, geben unsere Kontrolle immer großzügiger ab und unterhöhlen unsere Freiheiten durch unbedarften Konsum stetig. Wir sind keine Akteure mehr, sondern nur noch Nutzer und Konsumenten, mit denen Geld verdient wird.
Je früher Kinder mit den Medien und den dafür geschaffenen Gerätschaften in Kontakt kommen, desto früher lernen sie ein Konsument nach Vorbild der Eltern zu sein. Kinder wollen von Natur aus eigentlich Akteure sein, sie wollen Verantwortung übernehmen, einen Beitrag leisten, sich einbringen und ins pralle Leben einbezogen werden. Sie brauchen echte Erlebnisse, die sie mit allen Sinnen erleben können, die nicht in Form von gekauften Spielen und Übungen bereitgestellt und vorgefertigt sind.
Wir haben als Gesellschaft aber den freien Raum für Kinder, in dem sie frei miteinander spielen können, immer weiter eingegrenzt und reduziert. Sie sollen sich anpassen, ruhig sein, nicht auffallen und möglichst wenig Arbeit machen. Kinder sollen pflegeleicht sein, früh auf eigenen Beinen stehen, das Leben von Mama und Papa möglichst wenig verändern, die Karriere nicht negativ beeinflussen.
Sie können ihrem Drang und der Freude am eigenen Gestalten und Mitgestaltung nicht mehr nachgehen. So gehen sie der Lust am Gestalten immer mehr im virtuellen Raum nach und werden tief in diese klebrige und süße Welt hinein gesaugt.
Was wird aus einem Kind, das ständig erleben muss, dass es sich nicht frei bewegen kann, das immer zu funktionieren hat und bloß keinen Ärger oder Lärm machen soll? Dem ständig und überall gesagt wird, was es zu tun und zu lassen hat und es trotzdem nie genug zu sein scheint? Egal ob in der Nachbarschaft oder zu Hause, im Kindergarten oder in der Schule? Kinder haben von Anfang an eine unbändige Neugier, mit der sie die Welt in ihrer Gänze entdecken wollen. Kinder stellen am Tag hunderte Fragen, sie möchten Antworten darauf bekommen und finden. So lernen sie, worauf es im Leben in ihrer Umgebung ankommt und machen ständig neue Erfahrungen. Dabei sind für Kinder die wichtigsten Erfahrungen diejenigen, die sie in Beziehungen zu anderen, ihnen wichtigen Personen machen. Diese Beziehungserfahrungen werden besonders tief in ihrem Gehirn verankert.
Was also wird aus solch einem Kind? Es lernt sich anzupassen, zu funktionieren. Es lernt seine Bedürfnisse zu unterdrücken, sie zu verdrängen. Ganz wie die Erwachsenen. Das Kind richtet sich nach den Bedürfnissen der Eltern, um sie glücklich zu machen und die Verbindung zu ihnen nicht zu verlieren. Wir werden zu dem, was unsere Erfahrungen vorgeben – das ist unsere Natur.
Eltern erziehen heute unter Bedingungen, die sie aus der eigenen Kindheit nicht kennen. Die Welt, in der sie groß geworden sind, gibt es häufig nicht mehr. Sie hat sich innerhalb einer Generation unglaublich stark gewandelt. So genannte Experten helfen uns deshalb dabei einzuschätzen, wann ein Kind was können soll, wie lange es schlafen soll, was gut oder schlecht für es ist und wie viele Sprachen es können sollte. Nur, wer dieser Experten geht wirklich von den Bedürfnissen der Kinder aus? Und wer beachtet, dass jeder Mensch in seiner Entwicklung einzigartig ist und nicht immer in das vorgefertigte Raster passt? Ja sogar, dass die Raster von gestern nicht mehr auf die Zukunft von morgen passen? Leider wird darauf in unserem Bildungs- und Sozialsystem nicht viel wert gelegt. Wer nicht in das Normalitätsraster passt, fällt meist hinten rüber, bekommt Medikamente gegen Hyperaktivität verschrieben, muss zur Nachhilfe oder ähnliches.
Aus diesen Kindern, die ihre Bedürfnisse unterdrücken mussten, werden dann irgendwann Erwachsene. Die meisten von ihnen unterdrücken immer noch viele ihrer Bedürfnisse, Emotionen und Gefühle, funktionieren nach den in der Kindheit erlernten Mustern. Den meisten ist das gar nicht bewusst, für sie ist es ja seit sie klein waren die Normalität. Die Welt vieler Erwachsenen sieht so aus, wie schon in dem Lied „Hier kommt Alex“ von der Band Die Toten Hosen im Jahr 1988 besungen wird: „In einer Welt, in der man nur noch lebt, damit man täglich roboten geht, ist die größte Aufregung, die es noch gibt, das allabendliche Fernsehbild.“ Wen wundert es da, dass viele Kinder dieses Leben ihrer Eltern nicht als erstrebenswert ansehen? Sie wollen nicht auf die gut gemeinten Ratschläge hören, sich in der Schule mehr anzustrengen, damit mal was aus ihnen wird. Doch bei immer mehr Menschen macht sich im Laufe ihres Lebens ein diffuses Unwohlsein breit, sie sind zunehmend unzufrieden und streben nach Veränderung. Für einige ist das irgendwann nicht mehr erträglich und sie beginnen etwas zu ändern. Andere lassen ihr Leben weiter über sich ergehen und betäuben sich immer weiter mit Konsum und kurzweiligen Glücksmomenten. Wieder andere fühlen sich genau so wohl, wie es ist. Wir haben in den letzten Jahren jedoch festgestellt, dass immer mehr Menschen spüren, dass sie etwas ändern wollen, dass sie Verbindung zu etwas größerem suchen, dass sie das Kind in sich wiederbeleben möchten. Dass sie häufig aber nicht mehr wissen, wie sie das machen sollen.
Ich vergleiche die menschliche Entwicklung gerne mit dem Bau eines Hauses. In unserer Kindheit wird das Fundament des Lebens errichtet, auf dem alles aufbaut. In der späten Kindheit und Jugend werden dann die Wände eingezogen, Leitungen verlegt und Fenster und Türen installiert. Im Erwachsenenalter kommt dann ein sicheres Dach oben drauf, Sanitäranlagen werden installiert und das Haus wird mit Möbeln, Dekoration und allerlei Kram eingerichtet. Bei dieser Analogie wird deutlich, wie wichtig die Kindheit für das weitere Leben ist. Ist das Fundament nicht solide, stehen auch die darauf errichteten Wände auf wackligem Grund. Sind die Wände kippelig oder haben Risse, wird das Dach nicht stabil aufliegen und nicht gut vor schlechtem Wetter schützen.
Im Leben lernen wir immer besser mit Werkzeugen umzugehen. Es ist nie zu spät, etwas am Haus des Lebens zu reparieren und zu verändern. Nur je länger wir damit warten, desto aufwändiger wird die Reparatur, Renovierung oder das Umbauen, statt nur ein großes Bild über die kaputte Stelle zu hängen oder bunte Teppiche zu verlegen. Wir Menschen brauchen einen geschützten Raum, in dem wir uns gefahrlos entwickeln können.
Wir brauchen Raum für das innere Kind in uns allen, damit es wieder frei spielen kann. Wir brauchen Möglichkeiten, um dem Drang und der Freude am eigenen Gestalten und Mitgestaltung nachgehen zu können.
Die wohl beste Nachricht in diesem Zusammenhang ist folgende: Es ist nicht zu spät, um etwas zu ändern! Wir können unser Leben selbst lenken. Wir sind nicht fremdgesteuert. Wir können uns dazu entscheiden, unseren eigenen Weg zu gehen. Unser Glück liegt ganz allein in unseren Händen. Manchmal brauchen wir nur jemanden, der uns wie früher an die Hand nimmt, damit wir die ersten wackeligen Schritte auf eigenen Beinen unbeschadet hinter uns bringen.
Wir von der ISOfee Akademie geben Menschen, egal welchen Alters, einen geschützten Raum, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Ungezwungen und ohne Druck, draußen in der Natur, den Elementen ausgesetzt, fernab der digitalen, virtuellen und perfektionistischen Welt. Zwischen Bäumen und Vogelgezwitscher sind wir eins mit der Natur und tanken neue Kraft. Ein paar Stunden den Druck aus dem System nehmen und einfach sein dürfen.
Das klingt interessant und verlockend? Du möchtest jemanden, der dich bei deinen eigenen Schritten unterstützt? Oder einfach nur etwas neues über dich lernen? Schreib uns gerne an und wir suchen gemeinsam nach einem passenden Weg.